Vatikan reflektiert und kollabiert – Wochenrückblick KW 48/2024

Abonnent*innen des Artikel-91-Newsletters haben den Wochenrückblick und exklusive Newsletter-Inhalte schon vor Veröffentlichung im Blog erhalten – hier geht’s zur Newsletter-Anmeldung.

Wochenrückblick Kirchlicher Datenschutz KW 48/2024
(Bildquelle: ali syaaban on Unsplash)

Die Woche im kirchlichen Datenschutz

Schulelternrat Teil der verantwortlichen Stelle

Elternbeiräte sind keine eigenen verantwortlichen Stellen, sondern Teil der verantwortlichen Stelle, der sie zugeordnet sind. Das war schon vor zwei Jahren weitgehend Konsens. Aussagen von Aufsichten gab es aber bisher wenige (der BfD EKD äußerte sich nach meiner Recherche damals). Jetzt spricht sich auch die KDSA Ost dafür aus, dass keine eigene Verantwortlichkeit vorliegt: »Der Schulelternrat ist […] keine private Organisation oder ein Verein, sondern datenschutzrechtlich gesehen ein Teil der verantwortlichen Schule. Somit muss auch die Verarbeitung personenbezogener Daten der Betroffenen (Schüler, Eltern, Lehrkräfte) innerhalb des Beirats, mit den Erziehungsberechtigen und mit der Schulleitung nach den Maßgaben der Datenschutzgesetze (KDG, DS-GVO) erfolgen.«

Caritas zum digitalen Sozialstaat

Das Caritas-digital-Blog stellt das Whitepaper »Den digitalen Sozialstaat nutzendenorientiert gestalten« des Deutschen Caritasverbands vor. Darin geht es um zentrale Herausforderungen der digitalen Transformation im Bereich der sozialen Sicherung. Es fordert einen sozialstaatlichen Wandel, der sich an den Bedürfnissen von Bürger*innen orientiert, um soziale gerechte Teilhabe für alle zu ermöglichen.

Eine Grundlage für das Whitepaper waren die im vergangenen Jahr veröffentlichten digitalpolitischen Positionen des Caritasverbands. Darin gab es noch einen Schwerpunkt auf selbstbestimmten Umgang und gemeinwohlorientierte Nutzung von Daten und die Forderung, »dass Menschen im Rahmen ihrer individuellen Datensouveränität selbstbestimmt über den Umgang mit ihren Daten entscheiden können (wann, wo und in welchem Umfang Daten erhoben und geteilt werden)« (das ganze Papier lohnt eine Lektüre). Leider ist im nun veröffentlichten Whitepaper von Datenschutz gar keine Rede mehr.

KI-Reflexion im Vatikan

In einem Interview in der aktueller Herder-Korrespondenz gibt Kurienbischof Paul Tighe, Sekretär im Dikasterium für Kultur und Bildung, Einblicke, wie im Vatikan über Künstliche Intelligenz gedacht wird. Er macht dabei stark, den Menschen in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen: »Alle ethischen Fragen sind in den anthropologischen Fragen grundgelegt. Deshalb muss am Anfang jeder moralischen Betrachtung immer die Frage stehen, was uns zum Menschen macht. Was sind die fundamentalen Werte menschlicher Personen, die eben nicht als Individuen, sondern in Gemeinschaft mit anderen, in einer Gesellschaft leben?« Daher müsse auch beim Umgang mit KI geprüft werden, welches Potential sie habe, den Sinn für das Humane zu stärken oder zu schwächen.

vatican.va down

Vor einigen Tagen gab es einen größeren Ausfall der Vatikan-Webseite. Woran es genau lag, ist größtenteils unklar. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni sprach von einer »unnormalen Anzahl von Interaktionen«. Von außen, aber mit einigen Stimmen von Insidern, die mit der Cybersicherheit im Vatikan vetraut sind, berichtet The Pillar ausführlich über den Vorgang und zitiert den britischen IT-Sicherheitsspezialisten Andrew Jenkinson: »These websites are not secure, which means they can be easily hacked. The Vatican unknowingly have back doors into their websites and totally ignored what I told them over 4 years ago.« Er macht Probleme beim Domain-Namen-System aus: »DDoS attacks exploit DNS and the Vatican’s DNS records and servers are totally exposed.«

In eigener Sache

Auf Artikel 91

  • Der Hanauer Sozialdezernent Maximilian Bieri hat Kinder-Ortungsgeräte an Kitas verboten: »Kindertagesbetreuung hat den Auftrag die Rechte und die Autonomie der Kinder zu achten und zu fördern. Jedes Kind hat das Recht auf Selbstbestimmung und darauf, seine Umwelt frei und ohne ständige Überwachung zu erkunden. Der Einsatz von GPS-Trackern, Handys, Smartwatches und Ähnlichem kann dieses Recht erheblich einschränken und das Gefühl vermitteln, unter ständiger Beobachtung zu stehen«, zitiert ihn die Pressemitteilung.
  • Nicht zum Datenschutz, aber sehr relevant für Vereine und Verbände: Tipps, wie man eine hybride Mitgliederversammlung rechtssicher gestaltet.

Kirchenamtliches

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert