An erster Stelle Beratung – das plant der neue Chef der KDSA Nord

Zum Jahreswechsel gab es erstmals seit Inkrafttreten des neuen Datenschutzrechts 2018 einen Wechsel im Kreis der Diözesandatenschutzbeauftragten: Bei der KDSA Nord hat Andreas Bloms die Leitung als Nachfolger von Andreas Mündelein übernommen. Er ist zuständig für die Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück sowie das Bischöflich Münstersche Offizialat in Vechta. In seinem ersten Interview als oberster katholischer Datenschützer im Norden gibt Bloms einen Ausblick über Themen und Schwerpunkte, die er in seiner Amtszeit erwartet – und wie sein erster Beruf im heute noch hilft, Datenschutz mit Augenmaß zu gestalten.

Porträtfoto von Andreas Bloms
Andreas Bloms (Jahrgang 1977) ist Volljurist und seit 1. Januar 2023 als Leiter der Katholischen Datenschutzaufsicht Nord Diözesandatenschutzbeauftragter für das Erzbistum Hamburg, die Bistümer Hildesheim und Osnabrück sowie das Offizialat Vechta. Zuvor war er stellvertretender Leiter der Aufsicht. Nach einer Ausbildung zum examinierten Krankenpfleger und Jurastudium war er zunächst im Bereich Steuer- und Energierecht tätig, ehe er sich auf Datenschutz spezialisierte.

Frage: Seit dem 1. Januar leiten Sie die KDSA Nord als Diözesandatenschutzbeauftragter. Welche großen Themen erwarten Sie für Ihre Amtszeit?

Bloms: Für uns als Datenschutzaufsicht wird nach wie vor die Digitalisierung ein großes Thema sein, gerade jetzt beim Rückgang der Pandemie. Corona hat zu einem enormen Digitalisierungsschub z. B. dem Einsatz von Videokonferenzsystemen in den Kirchengemeinden geführt. Da hat der Datenschutz nicht immer Schritt gehalten, das gilt es nun aufzuarbeiten. Durch Corona war auch nur eine eingeschränkte Prüftätigkeit vor Ort möglich, die möchten wir jetzt wieder aufnehmen.

Frage: Die erste Priorität bei der Corona-Digitalisierung war, die Geschäftstätigkeit überhaupt aufrechtzuerhalten. Jetzt hat man sich möglicherweise an funktionierende, aber datenschutzrechtlich unzureichende Lösungen gewöhnt. Kann eine Datenschutzaufsicht hier überhaupt etwas erreichen, ohne immer nur der Buhmann zu sein?

Bloms: Ich hoffe nicht, dass wir nur als Buhmann wahrgenommen werden, schließlich geht es um den Schutz z. B. der Teilnehmer an den eben genannten Videokonferenzsystemen. An erster Stelle sollte immer Beratung stehen, nicht der erhobene Zeigefinger, um Fehlentwicklungen zu korrigieren. Man kann allein schon viel erreichen, wenn man mit verantwortlichen Stellen überlegt, welche Verarbeitungstätigkeiten wirklich erforderlich sind: Braucht es die Videokonferenz wirklich? Oder kann man nicht zum Beispiel wieder Meetings vor Ort machen?

Frage: Remote-Arbeit und Homeoffice sind aber auch Errungenschaften der Pandemie. Da macht man sich wirklich keine Freunde, wenn man das wieder abschafft, nur um auf Videokonferenzen verzichten zu können.

Bloms: Datenschutz bedeutet nicht, auf Digitalisierung zu verzichten. Der Datenschutz muss aber auch bei der Digitalisierung berücksichtigt werden. Es geht dabei nicht darum, die Leute aus Prinzip wieder ins Büro zu holen. Wir können auch dafür sensibilisieren, dass es Alternativen gibt, die den Bedarf auch abdecken und datensparsam sind.

Frage: Wie sehen Sie momentan Ihre Behörde aufgestellt?

Bloms: Ganz aktuell suchen wir noch einen Juristen, also den Nachfolger für meine vorige Stelle. Ob es uns darüber hinaus gelingt, noch mehr Personal einstellen zu können, kann ich im Moment noch nicht einschätzen. Da stehen noch Gespräche aus.

Frage: Reicht die aktuelle Personalausstattung für Ihre Arbeit aus? Sie betreuen von Bremen aus ja ein sehr großes Gebiet.

Bloms: Flächenmäßig betreuen wir zwar ein sehr großes Gebiet, im Vergleich zu den anderen Regionen in Deutschland haben wir aber aufgrund der konfessionellen Prägung hier im Norden vergleichsweise wenige Einrichtungen. Wir schaffen es momentan, dass wir auch wirklich alle Beratungsanfragen beantworten. Aber selbstkritisch muss ich sagen, dass die Tiefe der ein oder anderen Antwort möglicherweise noch ausbaubar wäre, wenn wir mehr Zeit dafür hätten. Zu den Beratungsanfragen kommen ja auch noch die Prüfungen vor Ort oder Online sowie die Bearbeitung von Datenschutzverletzungen hinzu. Ebenso ist die Arbeit in Gremien und Arbeitsgruppen sehr zeitaufwändig. Da ist die Zeit schon manchmal knapp.

Frage: Ein Thema, das vor wenigen Jahren noch ganz groß war, scheint heute kaum eine Rolle mehr in den Äußerungen von Aufsichten zu spielen: Social Media und Messengerdienste. Halten Sie sich da bewusst zurück, oder spielt das Thema tatsächlich in der Praxis keine so große Rolle wie ursprünglich gedacht?

Bloms: In der Aufsichtstätigkeit ist das schon immer wieder Thema, gerade die dienstliche Verwendung von Messengern. Da möchten wir in diesem Jahr auch Gespräche mit Verantwortlichen führen, um zu prüfen, ob nicht doch eine Einigung auf einen datenschutzkonformen Messengerdienst möglich ist. Vielleicht ist ja sogar der Betrieb eines eigenen Dienstes in der Katholischen Kirche möglich. Die Technik existiert, die Infrastruktur gibt es mit den kirchlichen Rechenzentren auch. Da gibt es möglicherweise noch einiges ungenutztes Potential.

Frage: Wo möchten Sie persönlich Akzente setzen? Haben Sie Lieblingsthemen?

Bloms: Ein Lieblingsthema habe ich nicht, der Alltag ist aber auch so sehr abwechslungsreich durch die vielen Arbeitsfelder, in denen kirchlicher Datenschutz gilt. In Kirchengemeinden oder auch im Gesundheitswesen gibt es immer wieder neue interessante Fragestellungen. Gerade liegt meiner Behörde z. B. eine Anfrage aus einem Krankenhaus zur Nutzung von personenbezogenen Daten für die medizinische Forschung vor. Solche Herausforderungen finde ich sehr spannend.

Frage: Der Gesundheitsbereich liegt Ihnen auch biographisch nahe …

Bloms: Ja, ich habe jahrelang im Krankenhaus gearbeitet, als examinierter Krankenpfleger. Hauptsächlich im Bereich Anästhesie und im operativen Bereich.

Frage: Schauen Sie dann auch als Leiter der Aufsichtsbehörde besonders kritisch auf diesen Bereich?

Bloms: Ich gehe hoffentlich jeden Bereich mit der gleichen Objektivität an. Aber aus meiner beruflichen Erfahrung kenne ich natürlich die besonderen Herausforderungen im Gesundheitsbereich, wo mit angespannter Personalsituation der Alltag gemeistert werden muss. In diesem Feld kann ich aus eigener Erfahrung die Umstände und Arbeitssituation gut einschätzen. Gerade weil es sich um Gesundheitsdaten handelt, ist dies ein großer Vorteil für meine Tätigkeit. Aber es macht mich weder überkritisch noch unangemessen nachsichtig, dass ich selbst einmal im Gesundheitsbereich gearbeitet habe.

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Über Felix Neumann

Felix Neumann ist Journalist und berichtet hauptsächlich über kirchliche Themen. Der Politikwissenschaftler hat die Qualifizierung zum Betrieblichen Datenschutzbeauftragten (IHK) absolviert und berät freiberuflich kirchliche Verbände und Institutionen zu praktischen Fragen des Datenschutzes und durch Datenschutzschulungen.

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