Datenschutz für die Kleinsten: Pixi-Bücher von der Aufsicht

Art. 57 Abs. 1 lit. b) DSGVO zählt die Sensibilisierung und Aufklärung über Risiken, Vorschriften, Garantien und Rechte im Zusammenhang mit der Verarbeitung zu den Aufgaben der Aufsichtsbehörden – und zwar unter besonderer Beachtung spezifischer Maßnahmen für Kinder. Der Bundesdatenschutzbeauftragte hat sich dieser Aufgabe angenommen: Mit zwei Pixi-Büchern für größere und kleinere Kinder.

Ein Kind hält das Pixi-Buch »Das ist privat« des BfDI in den Händen
»Das ist privat!« ist das Pixi-Buch des LfDI für die kleineren Kinder.

Die Bücher waren ein großer Erfolg, die erste Auflage schnell vergriffen – ich konnte mir beide Bücher rechtzeitig sichern und das für kleinere Kinder einem ersten Praxistest unterziehen.

Das Pixi-Buch für die jüngeren Kinder mit dem Titel »Die Daten-Füchse – das ist privat!« erzählt die Geschichte von Greta, Yonas und Samuel, die alle im Kälberweg wohnen und im selben Kindertheater spielen: Morgen ist die erste Aufführung von Rotkäppchen; so ganz zufrieden sind sie mit der Handlung des Stücks aber nicht. Der Datenschutz kommt über verschiedene Situationen ins Spiel, in denen Leute lieber privat bleiben wollen: Papa auf dem Klo, die große Schwester mit einem Brief, Mama vor dem Fernseher. Dabei lernen die Kinder, was »privat« bedeutet – und auf dem Spielplatz, dass sie nicht einfach andere Kinder vertreiben können. Der ist nämlich öffentlich. Das neue Wissen über Privatheit sorgt dann auch dafür, dass das Theaterstück am Schluss eine überraschende Wende nimmt.

Ausprobiert habe ich das Buch mit einer dreijährigen Leserin, die eher am unteren Ende der passenden Altersspanne für das Buch ist. Dennoch kam es ganz gut an: Sie will das Buch nicht nur zu Rezensionszwecken vorgelesen bekommen und hat »privat« in ihren Wortschatz aufgenommen – besonders gut gefällt ihr allerdings Kaputtmacher-Karoline, eines der Rowdy-Kinder auf dem Spielplatz, wegen denen die Held*innen den Spielplatz zum Privatgelände erklären wollten.

Man merkt dem Pixi-Buch an, dass es von Profis gemacht wurde – und zwar für Kindergeschichten, nicht aus der Aufsichtsbehörde: Die Autorin Tina Blase führt ein zentrales Konzept ein, »Privatheit«, das sich durchzieht und in verschiedenen Formulierungen wiederholt wird, ohne dass man sich in Feinheiten und Details verheddert, die für Kindergartenkinder eh egal sind. Die Illustrationen von Horst Hellmeier sind einfach, aber detailreich, es gibt viel zu entdecken, und ganz selbstverständlich kommen Jungen und Mädchen unterschiedlicher Hautfarben ohne Klischees vor. Was leider nicht so gelungen ist: »Öffentlichkeit« als Gegenbegriff zur »Privatheit« wird nur von der (leider hier doch etwas klischeehaft dargestellten) Mutter von Schubser-Stefan eingeführt, die verhindert, dass die Rowdy-Kinder vom Spielplatz fliegen, und kommt so nur negativ konnotiert vor.

Mangels passender Proband*innen im Grundschulalter und vielleicht noch etwas darüber hinaus bleibt es für das Buch für die Größeren nur bei einem Überblick: Eine Geschichte erläutert, warum nicht alle Daten offen ins Netz gehören und was Daten eigentlich sind. Ein Schwerpunkt wird auf Soziale Netzwerke gelegt und lebensnahe Fragen wie danach, ob man da eigentlich mit echtem Namen auftreten sollte. Dazu gibt es Tipps zu sicheren Einstellungen.

Fazit

Die große Nachfrage nach den beiden Kinderbüchern spricht für sich – es ist zu hoffen, dass die Bücher auch tatsächlich bei der Zielgruppe ankommen und nicht nur ins Kuriositätenkabinett der Leute wandern, die der BfDI mit seinen Pressemeldungen eh erreicht. Zu wünschen wäre es den Pixi-Büchern nämlich: Um eine erste Sensibilisierung für Privatsphäre zu erreichen, scheinen sie nämlich ziemlich gut geeignet zu sein, ohne unsubtil mit dem Holzhammer daherzukommen. Und vielleicht gibt’s noch eine weitere Ausgabe, in der der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit auch noch Öffentlichkeit etwas besser aussehen lässt.

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